Hören und Tun – ein Experiment … 1. Korinther 3
Heute die Architekten-Stunde. Wie muss eigentlich ein Haus gebaut sein, damit Sie den Architekten weiterempfehlen würden? Vielleicht: Raumaufteilung, Ästhetik, Kosten … Noch was? Na klar: Es sollte nicht einstürzen, das Haus!
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn es war auf Fels gebaut.
Wer aber meine Worte hört und nicht danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten, da stürzte es ein und wurde völlig zerstört. (Matthäus 7, 24-27)
So sagt es Jesus am Schluss der „Bergpredigt“ (Mt. 5-7). Ich mag diesen Haus-Vergleich. Er macht das so schön plastisch: Auf das Fundament kommt es an! – Und nicht auf die ansprechende, repräsentative Fassade. Beim Hausbau wie „im Leben“. Also: Trägt das, worauf ich mein Leben gründe? Achte ich auf das, was mich trägt?Pflege ich die tragenden Elemente? Auch dann, wenn man vom Fundament nichts sieht, jedenfalls nicht „oberflächlich“? Oder gilt mein ganzes Bemühen der Außenwirkung, dem Repräsentativen? Bei Jesus bringen es erst Wolkenbruch und Wassermassen an den Tag, worauf es ankommt. Das zeigt sich also nicht unbedingt an Schönwettertagen und bei Eitel-Freude-Sonnenschein, sondern bei Blitz, Sturm, Donner, Flut.
Amen und fertig. Hier könnte die Andacht zuende sein. Schnell-Leser/innen dürfen hier Schluss machen mit diesem „Schauen Sie auf’s Fundament!“
Für die anderen, die, die tiefer graben wollen, habe ich noch mehr. Und zwar steht Jesu Haus-Vergleich nicht nur bei Matthäus, sondern auch im Lukas-Evangelium. Aber ein bisschen anders:
Ich will euch zeigen, wem ein Mensch gleicht, der zu mir kommt und meine Worte hört und danach handelt. Er ist wie ein Mann, der ein Haus baute und dabei die Erde tief aushob und das Fundament auf einen Felsen stellte. Als nun ein Hochwasser kam und die Flutwelle gegen das Haus prallte, konnte sie es nicht erschüttern, weil es gut gebaut war.
Wer aber hört und nicht danach handelt, ist wie ein Mann, der sein Haus ohne Fundament auf die Erde baute. Die Flutwelle prallte dagegen, das Haus stürzte sofort in sich zusammen und wurde völlig zerstört. (Lukas 6, 47-49)
Ein bisschen anders! Vom Haus auf Sand steht hier kein Wort. Die Frage ist nicht „Fels oder Sand?“, sondern: „Mit oder ohne Fundament?“ Bei Matthäus war gar nicht von einem Fundament die Rede. Nur von: Felsen oder Sand.
Nur bei Lukas macht sich überhaupt der Bauherr die Mühe, ein Fundament anzulegen. Dazu hebt er ausdrücklich die Erde tief aus, er muss richtig buddeln. Das muss er wahrscheinlich, um überhaupt bis zum Felsen zu kommen. Und dann „stellt“ er sein Haus auf diesen Felsen.
Und was macht der Dumme bei Lukas? Der gräbt erst gar nicht in die Erde und schon überhaupt nicht bis zum Felsen. Nein, der legt kein Fundament an. Der baut einfach nur nach oben.
Kurz und knapp: Bei Matthäus kommt es auf den richtigen Standort an (Fels oder Sand). Bei Lukas kommt es darauf an, ob einer sich die Mühe macht zu GRABEN – bis er festen Grund findet.
Jetzt könnten Sie fragen: „Und was hat nun Jesus wirklich gesagt?“ Das lässt sich heute nicht klar entscheiden. Oder vielleicht hat er diesen Vergleich mal so, mal so erzählt. Ich finde allerdings die Frage spannender: „Was will Jesus mir heute damit sagen?“ Wenn ich bei dieser Frage bleibe, ist es nicht mehr ganz so wichtig, was genau er denn wohl damals gesagt hat.
Was in beiden Fassungen gleich ist: Wer klug ist, hört Jesu Worte – und TUT sie. Diejenigen, die seine Worte gar nicht erst hören, kommen da nicht vor. Kein Wunder: Jesus spricht ja zu denjenigen, die um ihn herum sitzen oder stehen – und ihn HÖREN. Und zu den Hörenden sagt er: „Leute, wenn ihr das alles hört, interessant findet, ganz bewegt seit – schön und gut! Aber wenn es keine Nachwirkungen hat, dann verpufft das einfach und wird euch nicht tragen!“
Also herzlichen Glückwunsch an die Hörerinnen und Hörer! Sie haben sich zum Haus-Bau durchgerungen! Und nun noch die Fragen: Sand oder Fels? Und: Wieviel Mühe wollen Sie sich mit dem Buddeln machen? Wollen Sie bis runter zum Felsen oder an der Oberfläche bleiben?
Beide Fragen, Standort und Buddeln, entscheiden sich für Jesus am „Tun“. Jesus zu hören, das ist noch kein Fels und noch kein Buddeln. Das ist so, wie wenn Sie in Ihrem Lebenshaus ein andächtiges Zimmerchen einrichten – vielleicht mit Bibel, Stille, Beten, Singen. Tolle Idee! Aber völlig sinnlos, wenn es keine Türen zu den anderen Zimmern gibt, zu dem, was oder wer sonst noch Ihr Leben ausmacht, erfüllt, belastet, … Nein, es müssen Türen her! Damit Sie das, was Sie in Ihrem andächtigen Zimmer geschenkt bekommen, in die anderen Räume tragen– in Ihre Beziehungen, Arbeit, Hobbys, Interessen und wo und wie immer Sie sich einbringen.
Tja, was ist nun das gute Fundament? Darauf hat der Apostel Paulus eine Antwort: „Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Korinther 3, 11) Jesus Christus selbst. Für Paulus vor allem: Jesu Tod und seine Auferweckung.
Als Jesus die Sache mit dem Hausbau erzählt, da sind Kreuzigung und Auferweckung noch nicht gewesen, Jesus spricht hier „nur“ von seinen WORTEN. – Und was sagt er? Welche Worte? Da schaue ich doch mal in die direkt vorausgehende Bergpredigt. Und ich finde da knapp drei Dutzend direkte Aufforderungen zum TUN – oder auch zum Lassen. Und jetzt „tue“ ich etwas Verbotenes: Ich suche Ihnen davon ziemlich willkürlich 10 Aufforderungen zum Tun aus. Schlimmer noch: Ich reiße sie aus ihrem Zusammenhang. Hier meine willkürliche und zusammenhanglose Auswahl:
- „Seid fröhlich und getrost!“ (5, 12)
- „Ihr sollt überhaupt nicht schwören!“ (5, 34)
- „Liebt Eure Feinde und bittet für die, die Euch verfolgen!“ (5, 44)
- „Wenn Du Almosen gibst, so lass Deine linke Hand nicht wissen, was die Rechte tut!“ (6,2)
- „Wenn Du betest, so geh in Dein Kämmerlein und schließ die Tür zu!“ (6, 6)
- „Sorgt nicht um Euer Leben!“ (6, 25)
- „Seht die Vögel unter dem Himmel!“ (6, 26); „Schaut die Lilien auf dem Felde an!“ (6, 28)
- „Sorgt nicht für morgen!“ (6, 34)
- „Richtet nicht!“ (7, 1)
- „Bittet! … Klopft an!“ (7, 7)
Und nun möchte ich Sie mit dieser willkürlichen und zusammenhanglosen Auswahl zu einem Experiment auffordern: Meine Idee: Bleiben Sie jetzt nicht beim Lesen oder Hören! Nehmen Sie sich direkt für heute die erste Aufforderung vor: „Seid fröhlich und getrost!“ Beobachten Sie sich heute damit! Könnten Sie der Freude und dem Trost mehr Raum geben – trotz allem? Wie? …
Und morgen wäre das mit dem Schwören dran – Sie achten einen Tag lang auf Ihre Sprache, besonders auf Ihre Beteuerungen und Versicherungen. Übermorgen sind die „Feinde“ dran, die Unsympathischen, Bösartigen, Nervigen, die Gegner. Und so weiter …
Jesus sagt: Meine Worte tun – das ist Fels statt Sand. Das ist mühsames Buddeln. – Ob dadurch Ihr Haus stabiler zu stehen kommt? Probieren Sie’s aus!
Gebet (nach Jochen Klepper)
Die Hände, die zum Beten ruhn, die machst Du stark zur Tat. Und was des Beters Hände tun, geschieht nach Deinem Rat!