Wir wünschen alle fröhliche und gesegnete Weihnachten!

Schnee
Zumindest online gibt’s weiße Weihnacht!
Klaus Steves/pixelio.de

Zum Fest gibt es außerdem eine Andacht von Dirk Klute:

Sie kamen eilend

„Tochter Zion“ aus Sachaja

Es tut sich was, wenn Jesus ankommt.
Und jetzt: Weihnachten. Jesus IST angekommen.

(Maria) gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe. Denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

In der Weihnachtsgeschichte tut Jesus nichts und er sagt nichts. Vielleicht schreit er, aber davon lesen wir nichts. Der passive Jesus: Er WIRD geboren, er WIRD gewickelt, er WIRD in eine Krippe gelegt.
Jesus kommt. Zur Welt. Aber als er gekommen ist, liegt er einfach da in der Krippe. Ungefähr so wie wir alle. Es sind andere, die kommen. Die zu ihm kommen: die Hirten.

Es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.

Bis hierher sind die Hirten noch nicht in Bewegung. Höchstens, dass sie zittern. Vielleicht vor Kälte, wahrscheinlich vor Angst. Denn was sie hier Knall auf Fall erleben, das macht ihnen Angst. Obwohl es doch die „Klarheit des Herrn“ ist, die da um sie herum erstrahlt. Sie „fürchten sich sehr“. Sie müssen erst angesprochen werden. Es müssen erst Worte dazu kommen, damit die Licht-Erscheinung für sie in einem ANDEREN Licht erscheint:

Der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.

So ist das: Wenn Sie nur glauben, was Sie „sehen“, dann passiert vielleicht genau das Falsche. In unserer Geschichte: große Furcht. Die Hirten müssen das schon gedeutet bekommen, was sie da sehen. Erst dann gewinnt es die richtige Be-Deutung für sie. Und genau dieses Deuten, das ist die Aufgabe des Engels. Denn „Engel“ bedeutet nichts anderes als „Bote“.
Bis hierher ist also nicht etwa Jesus zu den Hirten gekommen, sondern eine Botschaft. In spektakulärer Form, das ist wohl wahr, aber im Kern eben eine Botschaft. Und diese Botschaft ist es, die die Hirten in Bewegung bringt, die ihnen Beine macht:

Als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: „Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.“ Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

Die Hirten sind angekommen. Das ist jetzt die Schlüsselszene, wie Sie sie in jeder Krippendarstellung finden: Das Baby, Maria und Josef, die Hirten, ein paar Tiere. In diesem Moment ist alles gut.
Die Krippen-Szene bleibt nicht so stehen. Die Hirten brechen wieder auf. Aber es wird deutlich: Sie kommen danach nicht einfach dort an, wo sie schon vorher waren. Nein, es hat sich was verändert:

Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. (aus: Lukas 2)

Eben noch waren die Engel zu den Hirten gekommen, nun werden sie selbst zu „Engeln“, also zu „Boten“. Sie „breiteten das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war“. Sie tragen also die Botschaft weiter, die sie selbst von den Engeln empfangen haben. Boten eben. Was sie zwischendrin selbst von dem Baby und den Menschen, die zu ihm gehören, gesehen, gespürt, gehört haben, das ist nicht die Botschaft, sondern das unterstreicht die Botschaft: „Euch ist heute der Heiland geboren!“

Ich finde: Wenn Sie heute auf die Hirten von damals gucken, dann ist das eine herzliche Einladung an Sie – zum Aufbruch. Auch Sie kennen die Botschaft des Engels. Auch Sie wissen: Jesus ist angekommen. Und jetzt? „Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat!“

Was es ja wohl NICHT sein kann: Sich vom Schauspiel der Lichter, von der „Klarheit des Herrn“ beeindrucken oder erschaudern zu lassen, sich andächtig die Worte des Engels anzuhören – und sich dann die Hirtendecke über die Ohren zu ziehen und weiterzuschlafen, kilometerweit weg vom Stall. Oder zu sagen: „Ist ja eine interessante Position! Dazu sollte ich mal ein Buch lesen! Oder wir sollten es die Tage mal diskutieren!“ – Dann wäre das alles interessant und schön und gut – aber letztlich belanglos, ich selbst bliebe außen vor.
Nein, sondern: Kommen Sie eilend zum Stall und zur Krippe! Gucken Sie sich das Baby an! Oder kommen Sie unter die segnenden und heilenden Hände des Jesus von Nazareth! Stellen Sie sich unter seine Worte! Begeben Sie sich unter sein Kreuz! Und in das Licht des Ostermorgens!

Ich meine: So ein Aufbruch hat für Menschen, die sich bewegen können, tatsächlich auch etwas mit äußerer Bewegung zu tun: den Fernsehsessel zu verlassen und die eigenen vier Wände; die Hände zu falten oder die von anderen zu ergreifen; die Augen zu schließen; die Knie zu beugen. Und beides: den Kopf zu senken und ihn zu erheben.

Mindestens ebenso geht es um eine innere Bewegung: das distanzierte Betrachten zu verlassen und einzutreten in Christi Liebe.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und auch mir zu Weihnachten 2012: Brechen Sie auf! Und kommen Sie gut an!

Gebet (aus einem Lied):

Ich steh an deiner Krippen hier,
o Jesu, du mein Leben;
ich komme, bring und schenke dir,
was du mir hast gegeben.
Nimm hin, es ist mein Geist und Sinn,
Herz, Seel und Mut, nimm alles hin
und laß dir’s wohlgefallen.

Da ich noch nicht geboren war,
da bist du mir geboren
und hast mich dir zu eigen gar,
eh ich dich kannt, erkoren.
Eh ich durch deine Hand gemacht,
da hast du schon bei dir bedacht,
wie du mein wolltest werden.

Ich lag in tiefster Todesnacht,
du warest meine Sonne,
die Sonne, die mir zugebracht
Licht, Leben, Freud und Wonne.
O Sonne, die das werte Licht
des Glaubens in mir zugericht‘,
wie schön sind deine Strahlen!

Ich sehe dich mit Freuden an
und kann mich nicht satt sehen;
und weil ich nun nichts weiter kann,
bleib ich anbetend stehen.
O daß mein Sinn ein Abgrund wär
und meine Seel ein weites Meer,
daß ich dich möchte fassen!

Wann oft mein Herz im Leibe weint
und keinen Trost kann finden,
rufst du mir zu: „Ich bin dein Freund,
ein Tilger deiner Sünden.
Was trauerst du, o Bruder mein?
Du sollst ja guter Dinge sein,
ich zahle deine Schulden.“

Eins aber, hoff ich, wirst du mir,
mein Heiland, nicht versagen:
daß ich dich möge für und für
in, bei und an mir tragen.
So laß mich doch dein Kripplein sein;
komm, komm und lege bei mir ein
dich und all deine Freuden.